>>> Link zum Bericht (Bericht beginnt bei Minute 24:51)
Jeder Mensch hat einen Lebenstraum. Nicht jeder Traum lässt sich verwirklichen, weil Lebensumstände, Verpflichtungen oder die eigene Bequemlichkeit uns daran hindern, diesen Traum zu leben.
Viele Lebensträume psychisch kranker Menschen sind für gesunde Menschen der normale Alltag. Zum Beispiel wünschen sich unsere Menschen, ein LKW-Fahrer, Landwirt, Metzger oder Konditor zu sein. Einen Tag als Braut im Mittelpunkt zu stehen. Als Motorradfahrer durchs Leben zu brausen.
Viele psychisch kranke Menschen haben sich mit ihrem Schicksal, lebenslänglich auf die Hilfe und Betreuung durch andere Menschen angewiesen zu sein, abgefunden.
Doch was geschieht, wenn wir diesen „Traum" das „Lebensziel" auf einem Foto festhalten? Ist er wirklich unerreichbar? Einige Bewohner konnten so bereits ihrem Lebenstraum ein Stück näher kommen. Der Fotograf Armin Zacherl aus Tannenberg (www.fotografie-zacherl.de) setzte diese Lebensträume professionell in Szene.
Durch unser Benefizkonzert anlässlich des 35-jährigen Wohnheimjubiläums und 15-jährigen Jubiläum unseres Ambulant Betreuten Wohnens konnten wir Spendengelder aquirieren. Um auch möglichst vielen anderen unserer betreuten Menschen Hoffnung und Antrieb zur Verwirklichung ihres Lebenstraums zu geben, sind wir auch weiterhin auf Spendengelder angewiesen und bitten Sie hiermit um Ihre Unterstützung.
Wenn Sie unser Projekt Lebensträume unterstützen möchten, können Sie uns auf unser Konto der Sparkasse Allgäu (BLZ 733 500 00), Kto.-Nr. 240 009 266 mit dem Vermerk „Projekt Lebensträume" Ihre Spende überweisen. Als Körperschaft des Öffentlichen Rechts sind wir nach § 44a Abs. 4 und 8 EStG berechtigt, Ihnen eine Spendenbescheinigung auszustellen.
Gerne würden wir diese Fotos in Zukunft im Rahmen einer Foto-Wander-Ausstellung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen (z.B. Landratsamt MOD, Stadt MOD und KF, Banken in MOD und KF, BKH KF, etc.). Zudem werden die Fotos hier auf unserer Homepage einer sehr breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
<<< Zeitungsartikel über die Lebensträume im Georgshof in den Schongauer Nachrichten am 24.01.2014
Herr Pawlik war in der Frankau ein gern gesehener Mitbürger. Jahrelang besuchte er die Landwirte und half im Rahmen seiner Möglichkeiten mit. Auf Grund seiner eingeschränkten Mobilität konzentrierte sich sein Engagement in den letzten Jahren auf den Hof von Familie Bayrhof, Frankau. Dort saß er jeden Abend auf einem Baumstamm, wedelte mit einem Stock und lotste so die Kühe, die von der Weide zurückkamen, in den Stall. Zum Ausklang tranken die beiden noch ein Feierabendbier. Leider verstarb Herr Pawlik im Dezember 2011 im Alter von 79 Jahren.
Wir bedanken uns: Bei Fr. Monika Holzheu aus Lengenwang für den Trachtenanzug. Beim Landwirt Hr.Bayrhof aus der Frankau für die Mitarbeit und das Bereitstellen der Kühe.
Schon als Kind durfte Herr Dressler auf dem Motorrad seines Vaters mitfahren. Dies weckte in ihm den Wunsch, selbst eine solche Maschine zu besitzen und auf dieser durchs Land zu brausen, um das Gefühl von Freiheit und die Geschwindigkeit zu genießen. Für sein Foto hat er sich auf den Sozius eine Blondine gewünscht, weil dies zu seinem Bild von Motorradfahrern dazugehört. Schon durch das Tragen der Motorradkombi verwandelte sich Herr Dressler von einem introvertierten in einen starken, selbstbewussten Mann. Durch das Motorrad und die dazugehörige Blondine wurde dies noch verstärkt. Herr Dressler hat im Verlauf der letzten Jahre große Fortschritte gemacht. Er hat das Wohnheim verlassen, lebt in einer eigenen Wohnung und wird nur stundenweise vom Team unseres Ambulant Betreuten Wohnens betreut.
Wir bedanken uns: Bei Frau Daniela Eisenlauer, die zu dem Zeitpunkt im St. Georgshof den FSJ Dienst absolvierte und nach längerem hartnäckigen Bitten bereit war, als „heiße Blondine“ auf dem Motorrad zu sitzen. Bei Hr. Hensel aus Lengenwang für die Leihgabe des Motorradkombi. Bei Hr. Waldmann aus Frankau für die Leihgabe des Motorrades.
Wie viele Frauen, hatte auch Frau Höbel den Wunsch, einmal im Leben als wunderschöne Braut im weißen Kleid bewundert zu werden. Dies war ihr so wichtig, dass die sonst eher unruhige Frau Höbel für ihre Verwandlung zur Braut, zwei Stunden lang still sitzen konnte. Sie hat Lockenwickler, Augenbrauenzupfen und Make up ertragen. Zudem war sie bereit, den St. Georgshof für die Fahrt zum Fotografen zu verlassen. Obwohl einige Mitbewohner als Bräutigam mit auf das Foto wollten, hat sie darauf verzichtet denn: „Dafür brauchts keinen Mann“. Beim Fotograf stellte sich heraus: Heiraten ist eine ernsthafte Sache, weshalb sie uns nur ein Mona Lisa lächeln schenkte. Bei der Betrachtung ihres Fotos meinte Frau Höbel: „Der Hundling hat mir den Kopf vertauscht, so schön bin ich nicht!“
Wir bedanken uns: Bei Fr. Barbara Walther aus Thalhofen für das Brautkleid ihrer Schwiegermutter. Bei Fr. Rottler aus Aidlingen für die umfangreichen Näharbeiten und Neugestaltung des Kleides.
Frau Übele wollte als schöne, starke, leidenschaftliche, von Männern bewunderte Frau fotografiert werden. Was liegt bei ihrem Vornamen näher als die „Carmen“ aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet zum Vorbild zu nehmen! Also haben wir ein Flamenco Kleid gekauft und aus einem Mädchen voller Selbstzweifel in kürzester Zeit eine strahlende Schönheit gemacht, die ihr neues Körpergefühl genossen hat. In kürzester Zeit, weil diese Schönheit in ihr steckt und mit mehr Selbstvertrauen, ein wenig Make up und passender Kleidung jederzeit zum Vorschein kommen kann.
Dieser Lebenstraum erschließt sich einem nicht auf den ersten Blick. Kennen Sie die Geschichte „Ein Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma? Aloisius, Dienstmann 172 am Münchner Bahnhof, wird vom Schlag getroffen. Im Himmel wird ihm von Petrus eine Harfe und eine Wolke zugeteilt. Zukünftig soll er „Frohlocken“ und „Hosianna“ singen. Nachdem ihm die Verpflegung im Himmel und seine Arbeit nicht gefallen, wird Aloisius renitent und fängt an zu fluchen. Als Gott sich durch sein herausforderndes Verhalten gestört fühlt, sendet er Aloisius als Botschafter auf die Erde zurück. Er soll der bayrischen Staatsregierung seine göttlichen Ratschläge überbringen. Aloisius ist dort leider noch nicht angekommen, weil er einen Zwischenstopp im Hofbräuhaus eingelegt hat und dort bis zum heutigen Tag sitzt!
Fazit: Aloisius hat es geschafft, durch sein herausforderndes Verhalten unsterblich zu werden. Er ist der von Gott gesandte Retter der bayrischen Staatsregierung und es liegt in seiner Macht, den Zeitpunkt für die Übergabe der Ratschläge zu bestimmen. Herr Freudenberg bewundert die Macht und Schlitzohrigkeit von Aloisius und lebt die Parallelen zu seiner Person.
Reich sein, unbekümmert Geld ausgeben, Fernreisen, Schmuck, Designer Kleidung, eigene Villa, Luxusauto, Dienstpersonal… Der Liste könnte jeder von uns sicherlich noch ein paar Wünsche hinzufügen. Und wenn wir ehrlich sind, könnten wir uns manchen Wunsch erarbeiten. Jedoch ist uns dafür oft der Preis zu hoch. Jahrelang auf viele Dinge, die das Leben schön machen verzichten, um sich einmal in ferner Zukunft Luxus erlauben zu können? Für viele betreute Menschen, die nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt ihr Geld verdienen können, sind diese Wünsche noch unerreichbarer. Conny Schusters Foto zeigt ihre Vorstellung von einer reichen Dame. Dazu gehören für sie: Schöne Kleidung, viel Schmuck und die Möglichkeit im Spielcasino einfach mal ein paar Hunderter liegen zu lassen. Obwohl Frau Schuster Nichtraucherin ist und der Martini der erste ihres Lebens war, gehören für sie Cocktails und die lange Zigarettenspitze zu einer reichen Dame dazu. Bei der späteren Bildbetrachtung fanden wir, dass Frau Schuster so in jedem James Bond Film als reiche Dame mitspielen könnte.
Herr Martin hatte seit seiner Kindheit ein sehr entbehrungsreiches Leben geführt. Er konnte leider keinen Beruf erlernen, sein Traumberuf wäre Konditor gewesen. Jedoch hätte er nach eigener Aussage seine Torten nicht verkauft, sondern alle selbst verspeist! Diesen Wunsch nach einer eigenen Torte konnten wir ihm erfüllen. Mit etwas Unterstützung und viel Freude stellte er eine Schwarzwälder Kirschtorte her. Herr Martin durfte schon bei der Zubereitung naschen so viel er wollte. Anfangs hatte er Hemmungen, aber schon bald schleckte er Sahne und viele Kirschen landeten in seinem Bauch. Dabei grinste er uns schelmisch zu, denn trotz unserer Aufforderung, sich zu bedienen, hatte er das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Beim Fotoshooting sollte er mit einer Gabel beherzt in die Torte stechen und davon so viel wie möglich essen. Als er jedoch die sehnsüchtigen Blicke seiner Mitbewohner sah, wollte er lieber die Torte mit allen teilen. Leider verstarb Herr Martin im Oktober 2012 im Alter von 61 Jahren nach einer schweren Krebserkrankung.
Einen passenden Begriff für den Lebenstraum von Frau Krug zu finden, fiel uns schwer. Am ehesten würde es vielleicht „Heidi erwachsen“ treffen. Wir bekamen von ihr über einen längeren Zeitraum hinweg einzelne Informationen, die in etwa der folgenden Beschreibung entsprachen: „Ich möchte auf einer Alm in den Bergen leben, Heu machen, Tiere versorgen (keinen Hund), vielleicht in einer Hütte in der man Essen und Trinken kann.“ Beim Fotoshooting war sie etwas angespannt, denn einfach nur vor einer Bergkulisse in die Kamera zu lächeln entsprach nicht ihrer Vorstellung. Es befand sich aber in der Nähe eine frisch gemähte Wiese. Mit einem Rechen in der Hand machte sie sich an die Arbeit. Sie häufte freudestrahlend eine Reihe nach der anderen auf und vergaß den Fotografen und alle anwesenden Personen. Später erzählte sie uns, diese Arbeit habe sie zu Hause bei ihren Eltern häufig gemacht.